Luise Böhling


Zu den ersten Frauen, die in Tübingen im Fach Kunstgeschichte promoviert wurden, zählt Luise Böhling (*13.11.1902, †17.02.1962). Im Sommersemester 1922 begann sie ihr Studium in Tübingen, zwischenzeitlich studierte Böhling auch einige Semester in Hamburg und München. Ein Wechsel der Universität war zu jener Zeit üblich und wurde den Studierenden ausdrücklich empfohlen, um andere Orte und Sammlungen kennenzulernen. 1927 wurde sie mit dem Thema Die spätgotische Plastik im württembergischen Neckargebiet promoviert, ihr Doktorvater war Georg Weise. Die Dissertation schließt an die Untersuchungen Gertud Ottos zur Ulmer Plastik an und spiegelt den intensiven Austausch am Lehrstuhl Georg Weise – nicht nur unter den Assistentinnen und Assistenten, sondern auch mit dem Ordinarius selbst.

Unmittelbar nach ihrer Promotion trat Böhling eine Stelle als wissenschaftliche Privatassistentin bei Georg Weise an, im Jahr darauf wurde sie Hilfsassistentin am Kunsthistorischen Institut. Diese Position sollte sie bis Anfang des Jahres 1936 innehaben. Anders als Gertrud Otto war Böhling jedoch nie reguläres Institutsmitglied, da ihre Stelle über Stipendien und nicht über die Universität finanziert wurde. Die Dissertation sollte Böhlings einzige Monografie bleiben, doch publizierte sie unter anderem verschiedene Aufsätze zum sogenannten Parallelfaltenstil in Fachzeitschriften. Aufzeichnungen aus ihrem Nachlass zeugen von einer umfangreichen Auseinandersetzung mit diesem Thema und auch hier zeigt sich die enge Verwandtschaft zu den Arbeiten Gertud Ottos und Georg Weises. Luise Böhlings Arbeiten trugen wie jene Ottos und Weises dazu bei, das Tübinger Institut mit seinem Forschungsschwerpunkt Plastik des Mittelalters überregional bekannt zu machen.

Nach ihrer Zeit am Kunsthistorischen Institut Tübingen arbeitete Böhling bis 1939 in der Tübinger Universitätsbibliothek. In den 1950er Jahren war sie am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg als wissenschaftliche Hilfskraft, Assistentin und Dozentin tätig.

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Luise Böhling Nach ihrer Zeit in Tübingen arbeitete Luise Böhling am Kunsthistorischen Seminar der Universität Hamburg. Das Bild entstand 1960 auf einem Betriebsausflug nach Bad Segeberg. | Deutsches Kunstarchiv, DKA_NLWentzelHans_IC128-0001a
Promotionsantrag Handschriftlich geändert. Als Luise Böhling promoviert wurde, gab es noch keine passenden Vordrucke, so dass auf dem Promotionsantrag der „Herr“ zu einem „Fräulein“ korrigiert werden musste.